Es gibt Automodelle, deren Namen eine ganze Ära geprägt haben. Der Ford Capri gehörte in den 1970ern zweifellos dazu – ein sportliches Coupé, das in Europa zum Kultobjekt wurde.
Umso größer war die Aufregung, als Ford ankündigte, ein modernes Elektro-SUV unter diesem traditionsreichen Namen auf die Straße zu bringen. Die Jüngeren runzeln darüber vielleicht nur die Stirn, schließlich lief der letzte Capri bereits 1986 vom Band. Für die Fangemeinde aber war es fast ein Sakrileg.
Heute steht der neue Capri in völlig anderer Gestalt vor uns: kein flaches Coupé, sondern ein bulliges SUV-Coupé, das technisch eng mit dem Ford Explorer verwandt ist. Genauer gesagt: Unter dem Blech steckt die gleiche Plattform wie beim VW ID.4 und ID.5. Wer sich also in den Bedienmenüs wiedererkennt, liegt nicht falsch.
Elektro-Power mit Langstreckenpotenzial
Gefahren sind wir den Capri mit dem großen 77-kWh-Akku, den Ford „Extended Range“ nennt. In Verbindung mit einem 210 kW starken Heckmotor ergibt das eine ordentliche Portion Vortrieb, der immer souverän, aber nicht übertrieben sportlich wirkt. Ford verspricht bis zu 590 Kilometer Reichweite nach WLTP. In unserem Test waren es realistische etwas über 400 Kilometer – ein solider Wert für diese Fahrzeugklasse.
Die Fahrt selbst verläuft angenehm leise und komfortabel. Die Lenkung ist leichtgängig, dennoch präzise genug, um das SUV sicher auch durch enge Kurven zu dirigieren. Kleine Design-Anspielungen an den Ur-Capri sind vorhanden: etwa die gelochte Metallspeiche im Lenkrad, die charakteristische Form der hinteren Seitenscheiben und das angedeutete Vier-Augen-Gesicht der Scheinwerfer, die optisch auch ein wenig an Porsche erinnern. Insgesamt wirkt der Capri kräftig, mit bulliger Karosserie und durchaus elegantem Auftritt.
Viel Platz und clevere Lösungen
Über mangelnde Raumverhältnisse kann man sich im Capri nicht beklagen. Besonders im Fond sitzt es sich sehr bequem, und der Kofferraum mit mindestens 622 Litern Fassungsvermögen schluckt mühelos Urlaubsgepäck oder Sportausrüstung. Klappt man die Sitze um, stehen sogar mehr als 1.500 Liter zur Verfügung – ein echtes Familien-Plus.
Innen dominiert die mittlerweile typische Bildschirm-Landschaft. Zentral sitzt ein großer, hochformatiger Touchscreen, der sich in zwei Positionen einstellen lässt. Praktisch: In einer Stellung verdeckt er ein Ablagefach, in dem Kleinigkeiten blicksicher verschwinden.
Kleine Schwächen im Alltag
Doch nicht alles läuft rund. Das Infotainment-System zeigte sich im Test launisch und verlangte hin und wieder einen kompletten Neustart – ein Umstand, der in der Praxis durchaus nerven kann. Auch die Bedienlogik, die stark an VW erinnert, hat ihre Tücken: Touchslider für die Lautstärke und ein unpraktisches Schalterkonzept für die Fensterheber sorgen auch hier für Stirnrunzeln. Immerhin entschädigt das hervorragende Soundsystem mit integrierter Soundbar für so manchen Bedienfrust.
Preise und Fazit
Der Einstieg in die Capri-Welt beginnt bei 46.390 Euro mit 52-kWh-Akku und 125 kW Leistung. Wer den von uns getesteten Extended-Range-Hecktriebler in der Premium-Ausstattung möchte, muss mindestens 54.990 Euro investieren.
Unterm Strich zeigt sich: Der neue Capri ist kein sportlicher Klassiker mehr, sondern ein modernes Elektro-SUV mit viel Platz, gelungenem Design und ordentlicher Reichweite. Der Name mag bei Puristen für Kopfschütteln sorgen – doch wer bereit ist, alte Bilder loszulassen, findet in ihm einen durchaus überzeugenden Allrounder für den Alltag.