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Frauenversteher

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Über einen Mangel an Auszeichnungen kann sich der Kia Niro nicht beklagen. Er war der Gewinner des „Goldenen Lenkrads 2022“ und heuer heimste er auch noch den Titel „Weltfrauenauto des Jahres“ ein.

Die Begründung dafür fällt folgendermaßen aus: „Der Kia Niro ist geräumig, praktisch, sicher und bequem zu fahren“. Außerdem spreche das breite Spektrum umweltfreundlicher Antriebe und der sehr geringe Kraftstoff- beziehungsweise Stromverbrauch für das Auto.

Nun ja, so richtig „Frauen-spezifisch“ ist diese Begründung nicht, betrifft sie doch Dinge, die auch Männern durchaus gefallen sollten. Egal, jedenfalls kommt dieses Auto in der Frauenwelt gut an, was ja kein Fehler ist. Wir hatten nun das Vergnügen, die wahrscheinlich interessanteste Variante – den Kia Niro EV – näher unter die Lupe nehmen zu dürfen.

Die Optik der zweiten Generation des kompakten SUV ist den Kia-Designern jedenfalls gelungen. Seine Frontpartie ist erwachsener geworden, das Profil mit der charakteristischen C-Säule in Form eines Bumerangs deutlich dynamischer. Innen ist der Niro vorne wie hinten großzügig bemessen, die Sitze bequem, und als Fahrer kommt man nach einer kurzen Einlernphase mit den markentypischen Bedienelementen gut zurecht. Auch die Ausstattung mit Assistenzsystemen und den gebotenen Komfortfeatures ist – wie bei Kia üblich – ziemlich komplett.

Was einem bei den technischen Daten zuerst auffällt, ist die mit maximal 80 kW relativ geringe Ladeleistung. Kenner wissen allerdings, dass man an Schnellladesäulen meist weit weniger Ladeleistung erntet, als auf der Säule draufsteht. Aus unserer Erfahrung können wir sagen, dass man selten mehr als 50 kW selbst an deutlich stärkeren Ladepunkten abkriegt. Diese Tatsache relativiert die Ladeleistung des Kia Niro EV entscheidend. Außerdem hängt der Stromer in Alltag sowieso über Nacht an der heimischen Wallbox und lädt langsam aber gesund mit 11 kW.

Dabei fasst der Energiespeicher des Crossovers knappe 65 kWh, mit der bis zu 460 Kilometer nach WLTP-Norm möglich sein sollten. Freilich ist der WLTP Wert wie üblich eine rein theoretische, weil im Labor gemessene Angelegenheit. Während unserer Testfahrt erreichten wir bei sommerlichen Temperaturen einen Durchschnittsverbrauch von rund 18 kW pro hundert Kilometern, was einer Reichweite von rund 350 Kilometern entsprach.

Sehr erfreulich gestaltet sich die Fahrt im Kia Niro EV.

Leistung, Beschleunigung und auch Fahrtdynamik stimmen. Lenken lässt sich der Niro EV präzise und zielgenau, die Bremsen packen im Notfall beherzt zu und dass ein E-Auto Ruhe verströmt, liegt auf der Hand. Auch die Straßenlage passt, da der Akku artbedingt zentral im Fahrzeugboden integriert ist und somit den Schwerpunkt tief hält.

Sehr wohl fühlt sich der Stromer klarerweise in der Stadt. Wegen oder dank des ständigen Stop-and-Go macht sich hier auch der positive Effekt des regenerativen Bremssystems, welches sich via Schaltpaddle am Lenkrad mehrstufig variieren lässt, bemerkbar. Das Maximum wird im „i-Pedal“-Modus erzielt. In der Funktion „Smart Regeneration“ kann man die Rekuperation aber auch automatisiert für den jeweiligen Bedarf dem System überlassen.

Fazit

Egal welches Geschlecht der Kia Niro EV mehr anspricht – Fakt ist, dass es sich dabei um ein ausgesprochen ausgereiftes Fahrzeug handelt, welches jeglichen Alltag mit Bravour meistert. Die oftmals medial gescholtene niedrige Ladeleistung sehen wir nicht als Nachteil – angesichts unserer negativen Erlebnisse mit den sogenannten „Schnellladern“, spielt das keine Rolle. Hätte Kia die 800-Volt Technik des EV6 eingebaut, dann wäre der Kia Niro EV wahrscheinlich finanziell aus dem Rahmen gefallen.

Daten Fakten Kia Niro EV
Antrieb: Permanentmagnet-Synchronelektromotor
Akku: 64,8 kWh
Leistung: 150 kW / 204 PS
Drehmoment: 255 Nm
Vmax: 167 km/h
0 – 100 km/h: 7,8 Sek.
WLTP Reichweite: 480 km
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 16,2 kWh/100 km
Basispreis: 45.540 €
Preis Testauto: 55.740 €

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