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75 Jahre Bulli – Vom Plattenwagen zur Ikone.

Volkswagen feierte am Salzburgring mit uns ein besonderes Jubiläum: Vor genau 75 Jahren, am 8. März 1950, lief der erste VW-Transporter – intern T1 genannt – vom Band.

Fünf Jahre nach dem Käfer war er das zweite Serienmodell des Konzerns und wurde bald unter dem Spitznamen „Bulli“ bekannt.

Begonnen hat die Geschichte mit dem legendären Plattenwagen. Dieses puristische Konstrukt wurde als Lösung logistischer Probleme bei der Produktion des Käfers erdacht und gilt seither VW-intern als „T0“ – ist also der eigentliche Urvater des Bulli. Freilich hatte dieses Gefährt nur wenig mit der nun bekannten Erscheinung gemein. Vier Reifen, eine Platte für Transportgut, Lenkung, Bremsen und ein Käfermotor waren die Bestandteile dieses Unikums, welches im VW-Werk seinen Dienst verrichtete. Die prägnante Karosserie des Bulli folgte dann später als Antwort auf die Transportbedürfnisse der Nachkriegszeit und das aufkommende Wirtschaftswunder.

Der T1 startete als praktischer Kastenwagen mit 4,10 Metern Länge und 4,5 Kubikmetern Laderaum.

Angetrieben wurde er vom 25-PS-Motor des Käfers, der ihn auf bis zu 80 km/h beschleunigte. Später standen leistungsstärkere Varianten mit bis zu 44 PS zur Verfügung. Rasch folgten weitere Karosserieversionen wie der Kombi, der Kleinbus und der Pritschenwagen. Ein Highlight: der 1951 vorgestellte „Samba-Bus“, offiziell als „Kleinbus Sonderausführung“ geführt – mit bis zu 23 Fenstern, Panorama-Faltdach und Zweifarblackierung wurde er zum Symbol für Freiheit und Fernweh.

Wir hatten das Vergnügen, ein paar Runden mit dem T1 auf dem Salzburgring zu drehen.
Fazit: Lustig zu fahren, aber nicht unanstrengend, schließlich handelt es sich dabei um einen echten Oldtimer samt massivem Leistungsdefizit und eher unpräziser Lenkführung.

Mit dem T2, der 1967 den T1 ablöste, hielt ein neues Design mit horizontaler Linienführung und deutlich größerer Panoramascheibe Einzug.

Die Technik entwickelte sich weiter: Größere Fensterflächen, serienmäßige Schiebetür, besseres Fahrwerk und leistungsfähigere Motoren. In Deutschland endete die T2-Produktion 1979 nach 2,2 Millionen Exemplaren. In Brasilien lief der Klassiker noch bis 2013 vom Band.

1979 markierte der T3 den Wechsel zur kantigeren Form.

Zugleich wurde das Modell größer und vielseitiger: Mit Multivan, Caravelle und California entstanden neue Lebenswelten rund um den Bulli. Erstmals gab es Allradantrieb („Syncro“) und wassergekühlte Dieselmotoren. Die stärksten Motoren leisteten bis zu 112 PS.

Mit ein Höhepunkt war die Kleinserie B 32 mit dem legendären Porsche 3,2 Liter Boxer im Heck samt dessen 231 PS und dementsprechend ordentlichem Vortrieb. Schon damals übertraf dieses Modell den 911er preislich um einiges – wer eins der wenigen verbliebenen Modelle erwerben will, der sollte mindestens 200.000 Euro veranschlagen. Wir durften in dieser Preziose eine Runde am Ring mitfahren und den Sound genießen. Selbstfahren war leider nicht erlaubt. ;-(

1990 folgte mit dem T4 ein radikaler Umbruch: Motor und Antrieb wanderten nach vorn.

Der Frontantrieb erhöhte Komfort und Sicherheit, während das Design modernisiert wurde. Neue Dieseltechnologie (TDI) und ein optionaler VR6-Motor brachten mehr Leistung. Bis 2003 entstanden rund zwei Millionen Exemplare.

Mit dem T5 (ab 2003) differenzierte Volkswagen das Bulli-Angebot weiter aus – vom Nutzfahrzeug bis zum komfortablen Reisemobil. Neue technische Features wie die Joystick-Schaltung oder 4MOTION-Allradantrieb (Nachfolger des „Syncro“-Allrads) sorgten für modernen Fahrkomfort. Die Motorenpalette reichte bis zu 235 PS.

Mehr als 12,5 Millionen Exemplare, von T1 bis mittlerweile T7,
wurden seit 1950 bei Volkswagen gebaut und noch immer ist kein Ende in Sicht.
Am künftigen VW T8 wird gerade emsig gearbeitet.

2007 sicherte sich Volkswagen die Namensrechte an „Bulli“.

Zwei Jahre später kamen sparsame Common-Rail-Diesel zum Einsatz. Der T6 (ab 2015) erhielt ein frisches Frontdesign, moderne Assistenzsysteme und neue Motoren. Mit dem T6.1 ab 2019 hielt die Digitalisierung Einzug: digitale Cockpits, Online-Dienste und Sprachsteuerung.

2021 folgte der T7 Multivan, der erstmals auf einer neuen Plattform basiert. Parallel entwickelte VW zusammen mit Ford den neuen Transporter. Die jüngste Ausprägung heißt ID.Buzz und stellt die vollelektrische Hommage an den Bulli dar. Der ID.Buzz ist technisch ambitioniert, seine Optik emotional aufgeladen.

Unterm Strich: Ein Mythos auf Rädern

Vom robusten Handwerkerfahrzeug zum Lifestyle-Symbol: Der Bulli hat Generationen geprägt – als Hippie-Van, Familienmobil oder Camper. Er verkörpert Mobilität, Freiheit und Gemeinschaft wie kaum ein anderes Fahrzeug. Und auch nach 75 Jahren bleibt der „Bulli“ mehr als nur ein Transporter – er ist definitiv ein Stück deutscher Automobilgeschichte.

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