Von ELDA-Motorredakteur Gerhard Brunnbauer
Testzeitraum November 2025
Es lebe das Auto hat sich einer der komplettesten Ausprägungen des Porsche 911 angenommen. Vor einem Jahr hat der Sportwagenbauer einen zwar optisch kaum wahrnehmbaren aber dafür technisch umso bedeutenderen Schritt in die Zukunft gemacht. Die Elektrifizierung einer Ikone. Dass sowas im Falle eines Elfers schon grundsätzlich zumindest mit Stirnrunzeln der Fangemeinde goutiert wurde, war klar. Obwohl gerade diese elitäre Gesellschaft schon längst wissen sollte, dass Porsche gerade beim Neunelfer nichts übereilt oder gar schlecht geplant unternimmt: von der Umstellung von Luft- auf Wasserkühlung, der Einführung des Allradantriebs bis hin zum komplett neu konzipierten Grundlayout anlässlich der Einführung des 997 und auch danach, alles hatte Hand und Fuß.

Jetzt also Elektrifizierung – und Porsche wär nicht Porsche, würde diese Maßnahme nicht ausschließlich der Verbesserung der Performance dienen. Also nix von „Elektrisch dahin segeln“ oder gar „Effizienzsteigern“. Hier galt es ausschließlich, den 911 schneller und somit besser zu machen. Das erste Modell der Elfer-Reihe mit T-Hybrid Antrieb ist der GTS – in all seinen Ausbaustufen. Und wir hatten jetzt die kompletteste und teuerste Ausbaustufe – den Porsche 911 GTS Targa 4 bei uns zu Gast.



Wer einen GTS kauft, der will einen besonders sportlichen 911, ohne jedoch auf umfassende Alltagstauglichkeit verzichten zu müssen.
Unser Testmodell der 911 GTS Familie ist der Targa 4 – stets mit Allrad gesegnet und optisch für viele DER 911 schlechthin. Die Dachkonstruktion wurde dabei extrem aufwändig konstruiert – es wirkt, als würde sich der Wagen á la Transformer beim Öffnung und Schließen des Daches komplett zerlegen und wieder neu zusammenbauen. Die sich daraus ergebenden Nachteile liegen zwar klar auf der Hand: ein erhöhtes Gewicht (1.745 kg) und der deutlich erhöhte Preis gegenüber den anderen GTS Varianten – aber dennoch: Schönheit siegt hier.

Technische Daten im Überblick
| Kategorie | Wert |
|---|---|
| Leistung | 486 PS (Systemleistung 541 PS) |
| Drehmoment | 570 Nm (Systemleistung 610 Nm) |
| Beschleunigung 0-100 km/h | 3,1 Sekunden |
| Höchstgeschwindigkeit | 312 km/h |
| Durchschnittsverbrauch (Hersteller/Test) | ca. 10,5 Liter / 12,4 Liter auf 100 km |
| Preis unseres Testwagens | ab € 276.572,– (Basispreis € 251.918,-) |

Design, Innenraum & Ausstattung
Anders als bei den Rennstrecken-affinen GT3 Modellen steht hier der tägliche Gebrauch im Vordergrund – dementsprechend ist viel Nützliches, Bequemes und Schönes oft auch serienmäßig an Bord: die klappbare Rückbank, volles Infotainment mit Super-Sound, Alcantara am Lenkrad und herrliche Zentralverschluss-Felgen seien hier unter anderem genannt. Die Serien-Sportsitze vertragen so manche Ringrunde, sind aber dabei komfortabel und langstreckentauglich geschnitten, elektrisch verstellbar und auf Wunsch mit Leder bezogen. Die Bedienbarkeit ist dank einer Vielzahl an haptischer Schaltern rätselfrei. Bei der Verarbeitung und Materialwahl erhält man genau die Luxus-Anmutung, die man von so einem Auto erwartet. Wie bei Porsche üblich, lässt sich aber auch dieser Neunelfer noch kinderleicht preislich in noch lichtere Höhen schrauben – da sollte man schmerzbefreit sein. Alleine die markentypische Farbe „Kreide“ – ein fast ins Weiße gehendes Hellgrau lässt sich Porsche mit fast 5.000 Euro bezahlen.







Fahrverhalten & Alltagstauglichkeit
Dynamik – wie funktioniert das T-Hybrid-System im Porsche 911 GTS?
Knappe drei Sekunden dauert es, bis einen der GTS auf Hundert befördert. Das wird so manchen 911-Turbo-Fahrer die Sorgenfalten auf die Stirn zaubern. Der Antrieb sorgt dabei für ansatzlose Beschleunigung und deftigen Durchzug. Möglich machen das der bekannt heftige 3,6-Liter-Turbo-Boxermotor sowie zwei Elektromotoren, wobei einer davon den e-Turbo antreibt, so das Turboloch zuschaufelt und als Generator die Batterie lädt. Die zweite E-Maschine steht für weitere Leistungs-Eskalationen im PDK-Getriebe bereit. Dieser Motor ist über ein Zweimassenschwungrad direkt mit der Kurbelwelle verbunden und liefert ab Leerlaufdrehzahl ein Drehmoment von bis zu 150 Nm. Gespeist werden die beiden E-Maschinen von einer 1,9 kWh fassenden Lithium-Ionen Batterie, die im Alltagsbetrieb stets gut gefüllt ist. Das ganze Hybrid-System wiegt dabei nur rund 50 Kilo.
Porsche verzichtet auf jegliche „grüne“ Anwandlungen.
T-Hybrid dient ausschließlich der Gaudi und die ist allumfassend.#eslebedasauto

Wie fährt sich der Porsche 911 GTS?
Morgens beim Kaltstart brüllt einem der potente Antrieb gleich mal vehement ins Ohr, um sich dann nach ein paar Sekunden in einen relativ ruhigen Leerlauf zu verflüchtigen, dabei spuckt er eine dichte Wasserdampfwolke ins Freie. Man wählt die Fahrstufe D am zarten PDK-Schifter und der Elfer rollt leicht hölzern an. So bewegt sich wahrscheinlich auch ein Spitzenleichtathlet gleich nach dem Aufwachen. Man merkt die noch harten 20- bzw. 21-Zöller, die kein Geheimnis aus ihrer eigentlichen Aufgabe machen, nämlich zuerst einmal auf Temperatur zu kommen und dann Kurven möglichst schnell zu verspeisen. Die zarten Plusgrade bei unserem Novembertest sind da sicher nicht die idealen Voraussetzungen für forciertes Angehen, zumal die montierten Sommerreifen doch schon sehr gut angefahren sind. Wie gut, dass die Winterreifenpflicht in Österreich situativ ist, sonst wäre dieser Fahrbericht wahrscheinlich ins Wasser gefallen. So aber locker warm fahren und auf höhere Temperaturen hoffen.

Mittags knallt dann die Novembersonne mit satten 10 Grad auf den Asphalt und es darf eine oder zwei Stufen am lustigen Fahrmodus-Knopf am Lenkrad nach oben geswitcht werden. Wir überspringen den Sport-Modus und wechseln gleich in Sport Plus – Normal und Rain gäbe es auch noch, nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Gleichzeitig öffnen sich die Klappen am Auspuff, das Fahrwerk verhärtet sich, das PDK wechselt die Gänge später, gibt dabei bei Bedarf hemmungslos brüllend Zwischengas und die Gasannahme wird um etliches ruppiger. Jetzt ist das Tier erwacht und der 911er macht das, was ein 911er eben so macht. Nämlich gnadenlos und äußerst präzise angasen. Angesichts unserer Wetterverhältnisse und auch weil wir nicht Walter Röhrl sind, begnügen wir uns mit schneller aber nicht brachialer Fortbewegung – auch das macht der GTS ganz vorzüglich. Dabei lernen wir das knochentrockene Alcantara-Sportlenkrad und die perfekt dosierbaren Bremsen zu lieben. Besser geht´s nicht!

Stärken & Schwächen im Überblick
✅ Stärken
- Hervorragende Performance
- Technik & Ausstattung – State of the Art.
- Morgens damit zum Bäcker Semmeln holen und am Nachmittag auf den Ring Rundenzeiten jagen.
- Die Optik des Targa ist hinreißend – der Rest 911 pur.
❌ Schwächen
- Der Preis hat´s in sich. Zusätzlich zum Targa-Aufschlag werden rund 90.000 Euro alleine an Steuern in Österreich fällig.


Bewertung & Empfehlung / Fazit
Wer den vollwertigsten Porsche 911 mit ausgeprägten Alltagsstärken sucht, der sollte sich einmal den Targa 4 GTS näher ansehen. Hier wird alles geboten, was man als gelernter Porchefahrer so liebt – und auch wenn es die Gusseisernen nicht hören wollen: Das Hybrid-System macht diesen Elfer noch um einiges besser. Voraussetzung ist, wie bei allen Fahrzeugen der Firma Porsche – man sollte finanziell auf die Butterseite gefallen sein.





























